Oranienburger BV – Havel Towers (Rathenow/Brandenburg) 86:79 (37:44)
Die Ausgangslage: Nach der knappen Niederlage gegen den USV Potsdam musste für den OBV gegen die Spielgemeinschaft aus Rathenow und Brandenburg zwingend ein Sieg mit mindestens 6 Punkten Unterschied her, um den direkten Vergleich zu holen und damit die kleinen Chancen auf Platz 4 (und damit auf die Playoffs) noch am Leben zu halten. Sollten hingegen die Havel Towers siegreich sein, wären sie bei einem vermeintlich leichten Restprogramm fast schon sicher in den Playoffs. Es war also für beide ein (vor-)entscheidendes Spiel.
Die Partie: Die Bedeutung dieses Spiels konnte man schon an dem Spieleraufgebot beider Teams erkennen. Die Gäste aus Rathenow wie auch der OBV traten in Bestbesetzung an, um hier das maximal Mögliche zu erreichen.
Von Beginn an entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe, das in den ersten Minuten insbesondere durch die Guards geprägt wurde. Viele schnelle Foulpfiffe führten dabei für beide Teams schon früh zu Freiwürfen. In der Folge zwar ein probates Mittel um Punkten zu erzielen, allerdings gelang es vor allem dem OBV nicht darüber hinaus zu Punkten aus dem Spiel heraus zu kommen. So konnten sich die Gäste eine Führung erspielen, die bis zum Viertelende gar auf sieben Punkte anwuchs (14:21). Im zweiten Spielabschnitt zeigten die Oranienburger dann, dass sie es besser können. Binnen weniger Minuten drehten sie den Rückstand in eine hauchdünne 23:22-Führung. Die Gäste blieben allerdings gefährlich und antworteten ihrerseits mit einem 7-0-Lauf, sodass der alte Abstand fast wieder hergestellt war. In dieser Phase war es auf Seiten der Gastgeber insbesondere P. Matejcek, der mit seinen Korbaktionen den OBV im Spiel hielt (so machte er allein 11 seiner 18 Punkte in diesem Viertel). Der Abstand konnte indes nicht verringert werden, da die Defense insgesamt weit entfernt von der Form gegen Potsdam war. In die Halbzeit ging es daher mit einem 37:44-Rückstand.
Noch kein Grund zur Besorgnis, jedoch galt es für den OBV ja nicht nur diese Partie irgendwie zu gewinnen, sondern mit mindestens sechs Punkten Vorsprung. Dies also hinzugezogen, bedeutete für die Gastgeber in den kommenden 20 Minuten Minimum 13 Punkte zwischen sich und die Havel Towers zu bringen.
Der Schlüssel für dieses Unterfangen lag zweifelsohne in der eigenen Defense. Es galt, keine einfachen Punkte mehr zuzulassen und insbesondere die Guards der Havel Towers zu stoppen. Angeführt von Z. Owczarek startete der OBV dann auch mit der notwendigen Aggressivität und in der Offense zudem mit dem Quäntchen Fortune in das 3. Viertel, um den Playoff-Traum am Leben zu halten. Das berühmte Momentum, das solche knappen Spiele manchmal entscheidend in die eine oder andere Richtung kippen lässt, zeigte sich zwischen der 26. und 29. Minute. Dem OBV gelang in dieser Phase im Angriff (vor allem in Persona Z. Owczarek) fast alles. Gleichzeitig schaffte man es zudem die Bemühungen der Gäste mit sehr guter Teamdefense zu beantworten. In Zahlen ausgedrückt entsprach das einem 16:2-Lauf. So drehte der OBV einen 45:51-Rückstand in nicht einmal 180 Sekunden in einen 61:53-Vorsprung. Die Gäste wirkten angezählt, haderten mehr und mehr mit den Schiedsrichterentscheidungen und dem eigenen Spiel. Die Viertelpause kam daher – zumindest aus Sicht der Havel Towers – wohl gerade rechtzeitig.
Nun wieder besser eingestellt, gelang es den Gästen strukturierter die eigenen Angriffe auszuspielen. Insbesondere der bis dahin gut verteidigte Center M. Krüger sowie Flügelspieler O. Brätsch hielten die Partie in der Folge offen. Zwar gelang es dem OBV im Angriff weiterhin zu eigenen Punkten zu kommen. Dennoch konnte man sich nicht weiter und damit vorentscheidend absetzen. Vier Minuten vor dem Ende schmolz der zwischenzeitliche 8-Punkte-Vorsprung nach einem erfolgreichen Dreier der Gäste gar nur noch auf drei Punkte. Das Spiel schien wieder zu kippen. Allerdings hatte der OBV an diesem Tag einen exzellent aufgelegten Z. Owczarek in seinen Reihen. Mit einem Dreipunktewurf im Gegenzug erhöhte er wieder auf 77:71.
Die Havel Towers gaben diese Partie aber beileibe noch nicht auf – im Gegenteil: sie verkürzten erneut, sodass es nur wenige Sekunden vor dem Ende 82:77 stand. Zu wenig, um den direkten Vergleich zu gewinnen. Nachdem die Gäste nun schnell foulten, gab es für den OBV zwei Freiwürfe. Erneut war es Z. Owczarek, der mit zwei souverän verwandelten Körben den Vorsprung wieder auf +7 erhöhte. Jetzt galt es sauber und ohne Foul zu verteidigen, um dieses Spiel endgültig für sich zu entscheiden. Das misslang! Wie schon im gesamten 4. Viertel schaffte man es nicht O. Brätsch zu stoppen. Er allein hielt die Havel Towers mit seinen 13 Punkten im Schlussviertel entscheidend in dieser Partie und verkürzte nur wenige Momente vor Schluss auf 84:79. Der OBV brauchte jetzt zwingend einen Korb, verdaddelte aber stattdessen etwas hastig den Einwurf, sodass die Gäste wieder den Ball und damit zumindest den direkten Vergleich in der eigenen Hand hatten. Dass es anders kam, war dann in der ganzen Dramatik der letzten Sekunden fraglos auch Glück. Anstatt nämlich aus dem Ballgewinn Kapital zu schlagen, gaben die Havel Towers die Offensivaktion ihrerseits überhastet weg und kassierten in der Gegenbewegung einen einfachen Korbleger durch J. Goslicki. Danach überschlugen sich die Ereignisse.
Erst sportlich: Die vier Sekunden Restspielzeit brachten den Gästen nichts mehr ein, der OBV gewann am Ende also in einem mitreißenden Spiel tatsächlich mit dem gewünschten Vorsprung, um die Playoffs noch erreichen zu können.
Dann unsportlich: Einige Gäste konnten ihren Frust über diese fraglos ärgerliche Niederlage nicht zurückhalten und schlugen auf Trainer und Spieler des OBV ein. Unfassbar und fraglos eine massive Grenzüberschreitung, die Konsequenzen nach sich ziehen muss – da es sich aber um ein schwebendes Verfahren handelt, soll an dieser Stelle nicht detaillierter darüber geschrieben werden. Fest steht aber, dass die Havel Towers sich in der Niederlage von ihrer schlechtesten Seite zeigten. Sehr, sehr schade, da diese Partie bis dahin wirklich spannend, intensiv und insgesamt fair verlief.
Das Fazit: Der OBV zeigte in dieser Partie alle Fassetten des eigenen Spiels, die guten wie die weniger guten. Während man erneut Moral bewies und in der Offense taktisch immer variabler agierte, offenbarten sich in der Verteidigung erneut Schwächen in der Teamdefense. Insbesondere die Penetration der Flügelspieler wurde unzureichend gestoppt und die Hilfe am Brett zu selten mit der notwendigen Konsequenz gegeben. Dennoch überwiegen die positiven Seiten dieser Partie. Trotz Rückstand ließ man sich nicht zu unüberlegten Abschlüssen verleiten, glaubte stets an die eigene Stärke und hatte zudem mit Z. Owczarek (28 Punkte, 12 Assists, 16 Rebounds) den wohl spielentscheidenden Akteur im eigenen Team.
Nun heißt es noch zweimal siegen, dann kann es tatsächlich etwas werden mit den Playoffs – es wäre ein Novum für den immer noch jungen Oranienburger BV.
Kommende Partie: OBV – BG Lauchhammer (20.01., 14 Uhr, Comenius GS)
Stimmen zum Spiel:
„Ich fand das Spiel war ein OBV-typisches Spiel in dieser Saison, wir haben es nicht geschafft in der 1. Halbzeit den Zugriff in der Defense zu bekommen und haben zu viele 2. Chancen der Gäste zugelassen. Dies war auch Grund dafür, dass wir häufig einem Rückstand hinterherlaufen mussten. Phasenweise haben wir es dann geschafft, diese zu unterbinden und konnten so das Spiel ausgeglichener gestalten. Vor allem konnten wir den Gameplan in dieser Hälfte nicht umsetzen.
Die entscheidende Wende haben wir durch die Halbzeitansprache geschafft. Wir sind viel entschlossener aus der Kabine gekommen und haben es geschafft die Rebounds einzusammeln und somit das Spiel schnell zu machen. Aber vor allem war es erneut eine kämpferische Leistung, gerade in der Defense, welche der Faktor war, dass wir diesen so wichtigen Sieg feiern konnten.“
Statistiken zum Spiel:
Spieler | Zeit | FG | 3er | FW | % | Reb | Ass | TO | BG | BL | PF | Pkt |
Daniil Goldstein | DNP | |||||||||||
Jens Runge | 04:00 | 0 / 1 | - | - | - | - | 1 | 1 | - | - | 2 | - |
Daniel Przygoda | 22:05 | 1 / 7 | 0 / 4 | 0 / 2 | 0,0 | 4 | 1 | - | 1 | - | 5 | 2 |
Niklas Seewald | 34:34 | 2 / 7 | 1 / 4 | 4 / 6 | 66,7 | 13 | 4 | - | 4 | - | 4 | 9 |
Jonas Goslicki | 18:26 | 3 / 7 | 1 / 5 | 2 / 2 | 100,0 | 1 | 3 | - | 1 | - | 4 | 9 |
Patric Matejcek | 26:48 | 6 / 19 | 0 / 6 | 6 / 8 | 75,0 | 2 | 4 | 1 | 1 | - | 1 | 18 |
Moritz Baierl | 09:34 | 1 / 4 | 0 / 1 | - | - | - | 1 | 1 | - | - | 1 | 2 |
Aron Coenen | 28:31 | 5 / 11 | - | 4 / 4 | 100,0 | 8 | 2 | - | 1 | - | 4 | 14 |
Lucas Rollert | DNP | |||||||||||
Zbigniew Owczarek | 39:15 | 9 / 18 | 3 / 7 | 7 / 8 | 87,5 | 16 | 12 | 2 | 4 | - | 3 | 28 |
Johannes Mebus | 16:47 | 0 / 3 | - | 4 / 4 | 100,0 | 2 | - | 1 | - | - | 4 | 4 |
TEAM | 27 / 77 | 5 / 27 | 27 / 34 | 7,4 | 48 | 28 | 8 | 12 | - | 28 | 86 |
FG - Würfe aus dem Feld, FW - Freiwürfe, Reb - Rebounds, Ass - Assist, TO - Turnover, BG - Ballgewinn, BL - Block, PF - Persönliche Fouls, Pkt - Punkte
Video zum Spiel:
Daniel Przygoda, 15.01.2018